Chronik unseres Karnevals
Und so ist die Geschichte der Everswinkeler Kolpingfamilie unter anderem auch die Geschichte des Kolpingkarnevals. Das runde Jubiläum ist sicherlich Anlass genug, einmal einen intensiven Blick in die Annalen des Everswinkeler Kolpingkarnevals zu wagen. Begonnen hatte alles im Jahr 1954, als das seit 1951 alljährlich ausgetragene Winterfest im Saale Mittrup zum ersten Mal einen karnevalistischen Anstrich bekam. In den folgenden Jahren hat sich aus dem kleinen Fest, das nur für Kolpingmitglieder organisiert wurde, ein großes karnevalistisches Spektakel für die ganze Gemeinde entwickelt. In diesem Jahr wird das Fest bereits zum 47ten Mal ausgerichtet. Lediglich 1991 musste das damalig geplante Fest aufgrund des Golfkrieges abgesagt werden. Wie der Blick in die Alben der Kolpingfamilie zeigt, ist die Geschichte und die Entwicklung des Kolpingkarnevals eng mit den jeweils amtierenden Karnevals-präsidenten verbunden, die den Festen ihren ganz eigenen Stempel aufgedrückt haben. Gründungspräsident war das "Kölsche Urgestein" Bertram Merkens, der nicht nur als Sitzungspräsident das Zwerchfell zum Beben brachte. Er nahm darüber hinaus als "Prinz Karneval" gleich fünfmal selber das närrische Zepter in die Hand und trat damit die Nachfolge des ersten Prinzenpaares Helmut I. Kessmann und dessen Schwester Irmgard an. Bertram Merkens ließ es sich außerdem nicht nehmen, immer wieder Stehgreif-Einlagen und Döhnekes an die Narren zu bringen. Hieß es in den Jahren 1954 und 1955 im Saale Mittrup "Iärswinkel Helau!", so wurde von 1956 bis 1973 der Saal Diepenbrock alljährlich zur Hochburg des Kolpingkarnevals. Charakteristisch waren in den ersten Jahren die Wortbeiträge. Vorführungen von ganzen Tanzformationen - wie sie heute nicht mehr wegzudenken sind, fehlten gänzlich. Als der Kolpingkarneval noch in den Kinderschuhen steckte wurde die Bütt regelmäßig um punkt 22 Uhr geschlossen und anschließend das Tanzbein geschwungen; und dabei war die Stimmung so rheinisch-ausgelassen, dass die Everswinkeler Presse die Frage stellte: "Sind wir in Köln oder doch in Everswinkel?" Programmhighlights in den ersten Jahren waren wiederholt Büttvorträge von Tonius Jansen, Lutz Hegemann, Bernhard Lohmann, Walter Kröger und Heinz Averesch, um nur einige wenige zu nennen. Erfolge in der Bütt feierte aber auch das "geistliche Dreigestirn", bestehend aus Pfarrer Brüning aus Alverskirchen, Pater Volkmar und besonders Präses Kaplan Stratmann. "Stimmungskanonen" waren aber auch die rheinischen Liedbeiträge von Berni Frohne, die Karnevalsschlager der "frohen Sänger" Werner Seeberger und Berni Perdun und die "Pfützenarie" von Heinz Stumpe. Außer durch seine Sangesdarbietungen machte Heinz Stumpe in den Jahren 1956 bis 1996 auch als Adjutant von sich reden. Rasant ging es dann in den 70er Jahren zu: Waren bis 1970 nur Kolpingmitglieder zum Fest geladen, wurde ab 1971 die Sitzung für die ganze Gemeinde organisiert. Im selben Jahr trat dann erstmals eine Tanzgruppe mit ihrem Funkenmariechen Brundhilde Kaufmann in das närrische Rampenlicht, die sich ab dem Jahr 1976 die "Blau-Weißen Funken" nannte. Noch heute sind die Tänzerinnen und Tänzer der "Funken" ebensowenig aus dem Everswinkeler Karneval wegzudenken wie die Präsidentengarde des MGV-/BSHV-Karnevals. Nach dem Umzug vom "Diepenbrockschen Kristallpalast" in die Festhalle im Jahr 1974 ging im folgenden Jahr die oberste Narrenkappe von Bertram Merkens an Ewald Stumpe über, der diese bis zum Jahr 1992 trug. Ewald Stumpe war selber kein unbeschriebenes Blatt, hatte er sich doch immer wieder in der Bütt und mit lustigen Aktionen hervorgetan, wie zum Beispiel 1963 als Dompteur des Musterpferdes "Johnny". Sicherlich noch heute ist Ewald Stumpe das Fest des Jahres 1978 in bester Erinnerung, als gleichzeitig mit dem Kolping auch der SC DJK eine Karnevalssitzung abhalten wollte. Grund war ein Organisationsfehler der Gemeinde. Unter seiner Präsidentschaft wurde zum Beispiel das "Männerballett" von Lieselotte Sanner ins Leben gerufen, Wilma Schwert feierte wiederholt als Mireille Mathieu Erfolge und auch der Kirchenchor zündete mehrmals musikalische Karnevals-Feuerwerke. Stimmungskanonen in der Bütt waren unter anderem Gaby Gerwin, Theo Kortmann, Winfried Kemker und "James und My Lady" alias Anke Deckenbrock und Marion Stumpe. Unvergessen ist auch der "Bautrupp", für den Hildegard Lahrkamp und Präsident Ewald Stumpe verantwortlich zeichneten, der "Schweinetango" des Jungkolpings und die erstklassigen Tanzvorführungen der "Micucamas" aus Alverskirchen. Seit 1993 leitet nun Präsident Clemens Diepenbrock mit seinem gift-grünen Sacko die Karnevalssitzungen, unterstützt wird er vom derzeit zwölf Köpfe zählenden Vorbereitungsteam, das ihm stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Attraktionen der vergangenen Feste waren unter anderem die Auftritte der Kolping-Tanzgruppe "Flying Saucers", die ausgeflippten Darbietungen der "Nikoläuse" aus Münster, die Büttreden von "Erna Kaffschack" Ulli Knossalla und die Streitgespräche des "verrückten Paares" Brigitte Beaupoil und Frank Kemker. Charakteristisch für alle Feste seit 1954 sind sicherlich die von den Prinzenpaaren selbst entworfenen und hergestellten Orden sowie die Plakate, die bis 1999 Albert Reinker gestaltet hat und nun im zweiten Jahr von Martin Middendorf entworfen wurden. (Text by:Thomas Rieping 2001)
Es folgten Jahre ohne Prinzen, mit Prinzessinnen und mit einem Prinzenrat. Und auch die Mitglieder des V-Teams wechselten; aber es gab bisher immer genügend Nachfolger. 2010 moderierte Manni Schlarmann ein letztes Mal die Karnevals-Show und auch sein Pendant vom BSHV/MGV Guido Luig beendete sein Zeit als Sitzungspräsident.
2011 war das letzte Fest, das Hille Riesenbeck organisierte. Heike Rolle übernimmt die Aufgabe der Leitung des V-Teams. Wir sind gespannt auf 2012. Und 2017 folgt auf Jörg Meininghaus Lars Thiemann, der am 18.02. das erste Mal die Kolping-Karnvals-Show moderieren wird. |